Sonntag, 27. März 2016

Rezension: One Liter of Tears

Ich bin ein großer Fan japanischer TV-Serien, die zu der Kategorie "Drama" gehören und stieß dabei Ende 2008 /  Anfang 2009 auf die elfteilige Serie "One Liter of Tears" (ausgestrahlt 2005, Fuji TV) .
Zweite große Leidenschaft waren bis dato japanische Serien, die bestimmte Krankheitsbilder behandeln und entsprechend von den Menschen erzählen, welche an entsprechender Krankheit leiden.

"One Liter of Tears" hat mich hierbei so berührt, dass ich auf der Suche nach den Originaltagebüchern war. Glücklicherweise fand ich eine englischsprachige Ausgabe dieser und hatte mir diese gekauft.




Ein Tagebuch, ein Nachlass


Die Tagebucheinträge ergeben nicht einfach nur eine zusammenhängende Geschichte, sondern sind Hinterlassenschaften einer Person, die tatsächlich jeden Tag kämpfte und diesen Kampf schließlich verlor. Doch "gewann" sie auch, denn als Person wuchs sie über sich hinaus und hatte den Freitod nie als einen Ausweg empfunden. Bis zuletzt war sie gewillt dem Leben positiv entgegen zu treten.Schon vor Ausbruch ihrer Krankheit hielt Aya ihr Leben auf Papier fest, doch werden die Einträge weitaus nachdenklicher und intensiver, sobald sich erste Symptome zeigten und schließlich die Diagnosestellung folgte.
Das Tagebuch, welches Kitou Aya auf Anraten der Ärzte vor allem zur Beobachtung ihres Krankheitsverlaufs dienen sollte, wurde zu ihrem besten Freund - Gedanken, Ängste und Wünsche, die sie aus Rücksichtnahme nicht ihrer Familie anvertrauen wollte und / oder konnte.
Hoffnungen, Selbstreflexion, Beobachtung anderer gesunden Jugendlichen ihres Alters...
Dies alles findet Platz in den vielen Heften, die sie füllte, ganz gleich wie schwer es ihr fiel.

Dass Kitou Ayas Worte an die Öffentlichkeit gebracht wurden, verdanken wir zum einen natürlich den Interessenten des Verlages, aber auch ihrer Mutter. Sie kümmerte sich nicht nur hingebungsvoll um ihre älteste Tochter und natürlich auch um die übrige Familie, sondern verwaltete Ayas Notizen und war Ansprechpartner für alle Fragestellungen, die sich in diesem Veröffentlichungsprozess ergaben.


Das Leben von Kitou Aya, welches nur 25 Jahre andauerte...


Kitou Aya wurde am 19. Juli 1962 geboren und starb am 23. Mai 1988 an den Folgen ihrer unheilbaren Krankheit: "spinozerebelläre Ataxie" (spinocerebellar ataxia), SCA - eine vielseitige Nervenkrankheit, deren Auftrittswahrscheinlichkeit 1 zu 100.000 beträgt. Die Purkinjezellen, die größten Neuronen des Kleinhirns, sterben ab und es kommt in Folge dessen zu neurologischen Ausfällen. Anfangs mit Bewegungsstörungen, Sehstörungen, abnehmenden Orientierungssinn und schwindender Wahrnehmung einhergehend, folgen sprachliche Ausfälle, Zittern, Schluckbeschwerden und weitere Symptome, die letztendlich zum Tod führen.
Selbst heute gilt die spinozerebelläre Ataxie als unheilbar, trotz allem aber behandelbar: Rehabilitation, Medikamente, regelmäßige Untersuchungen und die Stärkung des Kampfgeistes und des Willens der jeweiligen Patienten.

Kitou Ayas Tagebuch (1976-1984) beginnt mit den unschuldigen Einträgen eines 14jährigen Mädchens, welches mit ihrer Familie in ein neues Haus zieht und mit dem Tod ihres kleinen Hundes zurechtkommen muss.
Als ältestes Kind der Familie möchte sie natürlich auch genau so sein: eine Erwachsene. Sie sieht sich hierbei aber auch oft im Zwiespalt mit ihrer noch kindlichen Erscheinung und Verhaltensweise. Aya streitet sich oft mit ihrer 13jährigen Schwester Ako und zeigt besonders ein inniges Verhältnis zu ihrer Mutter, während die Brüder und ihr Vater in den Tagebüchern weniger Nennung finden.
Sie ist eine pflichtbewusste Schülerin, die sich sehr viel aus Verantwortung macht, und sich selbst immer wieder zu jener ermahnt - schulisch, aber auch privat. (Anm.: In Japan gibt es z.B. Aufnahmeprüfungen für weiterführende Schulen und Universitäten, so dass die Schüler zum stetigen Lernen angehalten sind)

Bereits im selben Sommer bemerkt Aya allerdings das Abfallen ihrer sportlichen Leistungen in der Schule. Sie wirkt immer tollpatschiger und fällt letzten Endes hin, wobei sie sich das Kinn aufschlägt - Normalerweise würde sich ein Mensch mit den Händen versuchen abzufangen, aber Aya fiel einfach zu Boden. Ihre Mutter bringt Aya ins Krankenhaus für ein Check-Up und die Bedenken zeigen sich gerechtfertigt:
Alsbald nimmt die Gangverschlechterung zu, sie muss den Sportunterricht ausfallen lassen und ihre Oberschulauswahl ist an ihre Wohnortnähe gebunden, damit sie nicht so weit zwischen Haus und Schule pendeln muss. (Anm.: Es ist durchaus normal, dass japanische Schüler weite Strecken pro Tag auf sich nehmen, um zu ihrer Schule zu gelangen)

Im Rahmen der erfolgreichen Aufnahmeprüfung für die Higashi Oberschule, feiert Aya dies im Kreise ihrer Familie mit einem kleinen Festessen.
Trotz aller Vorfreude weist ihre Mutter sie auch auf die harte Realität hin, die sie erwarten wird: Sie wird von den Mitschülern anders behandelt werden, weil sie nicht gesund und eingeschränkt in ihrer Mobilität ist. Weil sie öfter unbewusst grimassiert und weil sie schwächlich ist.
Sie wird auf diese angewiesen sein und muss sich und ihre Grenzen kennen und akzeptieren lernen.
Es zeigt sich ein weiteres Mal, wie umsichtig und ehrlich Kitou Shioka ist: Die Mutter 
ermuntert und motiviert ihre Tochter nicht nur, sondern legt ihr auch die Dinge vor, welche im Angesicht der Krankheit bedacht werden müssen.
Aber auch Aya besitzt für eine 15jährige bereits genug Feingefühl und geistige Reife um die Auswirkung ihrer Krankheit auf ihre Familie zu spüren: Ein weiterer Grund, warum sie sich mit allem "negativen" nur ihrem Tagebuch anvertraute und sich immer wieder ermahnte zu kämpfen und nicht nachzulassen - sie wollte ihrer Familie nicht zur Last fallen.

Aufgrund der immer schlechter werdenden Verfassung muss Aya schließlich an eine Körperbehindertenschule wechseln. Diese Veränderung erfordert viel Mut und Kraft - Immerhin bedeutet es, dass sie fortan nicht normal zur Schule gehen kann und dass sie auch keine normale Schülerin mehr ist.
Es ist ein Zugeständnis, dass sie nicht so genesen kann wie sie es will.
Aya setzt sich zunehmend mit dem Begriff der Behinderung auseinander und findet mit einem Mal viele Parallelitäten von Dingen, Situationen und Lebewesen zu ihrem Leben.
So ist z.B. der Zoobesuch eine deprimierende Erfahrung, weil Aya nur traurige, aggressive oder leidende Tiere sieht und deren Zustände mit ihrem eigenen zu vergleichen weiß.

Der Abschied von ihrer Oberschule fällt ihr sichtlich schwer: Sie hatte sich nicht nur eingelebt, sondern auch Freundschaften geschlossen, ihren Platz gefunden.
In solchen Momenten kommt ihr dichterisches Sein zum Vorschein, mit dem sie ihre Gefühle besser ausdrücken kann:

Die Klassenraumtische abwischend,
Es ist lustig Geschmiere zu finden,
Und die guten Eigenschaften all
meiner Klassenkameraden zu entdecken.


(Anm.: Es handelt sich hierbei um ein Haiku, ein traditionelles japanisches Gedicht. Es kann in seiner eigentlichen Form nicht in andere Sprachen übersetzt werden, da es ein bestimmtes Silbenmaß folgt)

Als Schülerin der Körperbehindertenschule wohnt Aya fortan in einem Schülerwohnheim, welches von Betreuern verwaltet wird. Hierbei lernt sie selbstständig zu leben, muss den Haushalt führen, dass Mehrbettzimmer in Ordnung halten, etc. - Ihre Krankheit ist keine Ausrede für Faulheit. Ihre Krankheit ist keine Entschuldigung für Verspätung. Auf mitunter sehr barsche Art muss Aya dies lernen, doch bringt es sie wohl auch dazu, dass sie die nächste Veränderung schneller akzeptieren kann: ein elektrischer Rollstuhl.
Die Vorzüge dessen werden ihr rasch bewusst: Die langvermisste Möglichkeit größere Strecken selbstständig zu überwinden und das in einer überschaubaren Zeitspanne.

Ayas Beschwerden werden im Laufe der Jahre immer schlimmer - die Feinmotorik verliert sich, sie kann nicht mehr singen, das Sprechen fällt schwer und auch verschluckt sie sich immer häufiger.
Mit dem Schulabschluss kehrt sie nach Hause zurück und für die Familie kommt es erneut zu einem Wandel. Als Aya damals die Schule wechselte, war die noch deutlich leistungsfähiger und selbstständiger als jetzt. Die Pflegebedürftigkeit hatte zugenommen, die Geschwister müssen sich nun mehr erst recht um ihre ältere Schwester kümmern.
Als Aya das Alter von 21 Jahren erlangt, wird sie schließlich zu schwach um ihre Tagebucheinträge fortzusetzen.

Ihre Mutter Shioka verfasste ein Postskriptum, welches nicht nur die letzten Momente Ayas auffängt, sondern auch die eigenen Gedanken und Gefühle und jene der Familie.
Zu guter Letzt wird der Leser auch noch durch das mehrteilige Nachwort der damaligen Ärztin Dr. Yamamoto über Ayas Krankheit aufgeklärt und der Schwere, die auf den Schultern des jungen Mädchens lastete.


Einschätzung


Im Gegensatz zu Romanen und auch Sachbüchern kann man Autobiografien bzw. Tagebücher in meinen Augen nur beschränkt bewerten. Eine Bewertung kommt für mich hierbei einer Bewertung des Lebens der Person gleich - und das kann ich natürlich nicht.

Wenn ich allerdings gefragt werde, was One Liter of Tears so lesenswert macht, dann fällt mir die Antwort eindeutig leichter:
Gerade weil es eine Sammlung an Tagebucheinträgen ist, erhält man einen intimen Einblick in das Leben, die Gefühlswelt und die Gedanken von Kitou Aya - unverschönt, natürlich, so wie Aya war: Eine Jugendliche voller Zweifel, Minderwertigkeitsgefühlen, Schwächen aber auch voller Tatendrang, Wünsche, Durchhaltevermögen und Stärken.

Ayas Leben vor Augen zu haben, diese Zeit mitzuerleben, lässt einen auch selbst vielleicht etwas reflektierter mit seinem eigenen Leben umgehen und daran erinnern, was wirklich wichtig in diesem ist.


Anekdote: die TV-Serie und der Film


Wie ich bereits anmerkte, wurden die Tagebücher als Serie adaptiert.
Die elf Episoden behandeln Kitou Ayas Leben vom Ausbruch der Krankheit bis zu ihrem Tod.
In einem zweistündigen TV-Special sehen wir zudem noch das Leben ihrer Liebsten nach ihrem Dahinscheiden und gleichzeitig eine Zusammenfassung der Serie.
Kitou Aya wird hier jedoch zu "Ikeuchi Aya" (dargestellt durch Sawajiri Erika, u.a. Shinobi, Taiyou no Uta) und im Gegensatz zu den damaligen 70ern wurde die Geschichte an die moderne Zeit hinsichtlich Technik, Mode und Umwelt angepasst.
Ebenso findet in der Serie ein Charakter Platz, welcher im Tagebuch nicht auftaucht: "Asou Haruto" . (dargestellt durch Nishikido Ryo, u.a. Attention Please, Mitglied der Band Kanjani8)
Dieser anfängliche Klassenkamerad wurde auf Wunsch von Kitou Shioka, Ayas Mutter, hinzugefügt, da ihre Tochter nie die Möglichkeit einer Jugendliebe besaß.
Ein eindeutiger Bezug zu Kitou Aya selbst befindet sich jeweils im Abspann einer Folge in Form von Fotos und Zitaten. Beides findet sich auch im Tagebuch als Zusatzmaterial wieder.

2004, ein Jahr vor der Serie, wurde ein gleichnamiger Film gedreht, der weitaus nüchterner und sachlicher das Leben von Kitou Aya beschreibt und weniger mit TV-Elementen (typischer "Gefühlskitsch") ausgestattet wurde. Jene Aya wird hierbei von Oonishi Asae verkörpert, welche in der Serie Ayas spätere Leidensgenossin "Oikawa Asumi" spielt.


Noch ein paar Extras im Buch


Da es sich hierbei um eine Ausgabe für Englischlerner handelt, finden sich im Buch ein japanisches Vorwort sowie eine Vokabelliste Englisch-Japanisch am Ende des Buches.
Es ist auf Level 4 angesiedelt, was einen Wortschatz von ca. 2000 Worten bedeutet.
Unsereiner sollte mit dem Stand von B1-B2 gut zurechtkommen.




One Liter of Tears. A young girl's fight for life (Aya's diary). Kitou Aya.
Yoko Toyozaki und Stuart Varnum-Atkin (Übersetzer)
F A Publishing, 
2007, 280 Seiten
ISBN-10: 4896844955
ISBN-13: 978-4896844955
Preis: ca. 12 €

Sonntag, 20. März 2016

Das Wunder der Literatur

Einen wunderschönen guten Tag,

nun sprießt ein weiterer Bücherblog aus dem Boden.
Inzwischen gibt es unzählige dieser und ähnlicher Art.
Trotzdem habe ich mit dem Wunsch hingegeben, mich einzureihen.

Als Kind habe ich es geliebt, wenn mir vorgelesen wurde - noch lieber, wenn meine Eltern die Geschichten so gut kannten, dass sie diese frei vorgetragen konnten.
Ich bewunderte sie, dass sie all diese Buchstaben aneinander reihen und somit lesen konnten.
Noch vor der Schule wollte ich das selbst können.

Nun, mit dem Namenschreiben und dem Alphabet hat das sogar funktioniert.
Auch konnte ich einfache Worte wie "Mama", "Papa" oder meine Adresse aufs Papier bringen, aber natürlich reichte dies nicht aus, um Bücher zu lesen.
Zumal ich dann unbedingt Muttis Bücher ins Auge gefasst hatte - dicke Wälzer, wobei "dick" für mich damals schon alles mit 200 Seiten beschrieb.

Als ich dann in der ersten Klasse kurze Sätze lesen lernte (oder auch privat längere), war es dann soweit und ich schnappte mir eines aus ihrem Regal. Ich weiß heute noch, dass es "Dr. Stefan Frank. Der Arzt, dem die Frauen vertrauen" war. Damalige beliebte Serie auf RTL.
Es brauchte eine Ewigkeit, bis ich zwei Seiten schaffte und ich lag abends auf dem Bauch im Bett und murmelte die Worte vor mich hin.
Denn wenn ich etwas nicht verstand, dann folgendes: Wie konnte man still lesen?
Wenn meine Mutter las, dann redete sie dabei nicht.
Natürlich stellte sich das mit genügend Übung von alleine ein, aber für mich kleines Kind war es damals ein Mysterium.

Nun mehr konnte man mir also auch Bücher schenken - und meine Familie war fleißig dabei.
Es waren natürlich Kinderbücher, doch wenn ich jene mit den heutigen vergleiche... waren sie um ehrlich zu sein weitaus besser.
Das waren Buchreihen wie die "Lesefanten" und später "Leselöwen", die viele bunte Geschichten für Kinder aus dem Alltag oder rein fantastisch erzählten.
Meine zwei Lieblinge: "Meine Schwester Pia" und "Gruß und Kuß dein Julius".
"Hexengeschichten" war mein Liebling der Löwen, vor allem wegen des tollen Einbandes - die Bücher waren damals meist mit Buntstift- oder Tuscheillustrationen gesegnet.
Dann waren da noch die Bücher von Erich Kästner - "Das fliegende Klassenzimmer", "Das doppelte Lottchen" und "Pünktchen und Anton".
Und natürlich weitere Klassiker wie "Pippi Langstrumpf", "Michel" oder "Kinder von Bullerbü" von Astrid Lindgren.
Als ich ein bisschen größer war kam dann "Nesthäkchen" und "Trotzkopf" hinzu, wobei ich letzteren nie gelesen habe, da eine Schriftgröße 8 wirklich grässlich ist...

Aus der Bibliothek wurden ebenso munter Bücher ausgeliehen und allgemein muss ich rückblickend sagen, dass ich eine schöne bücherreiche Kindheit hatte.

Weiter aufgewachsen bin ich mit "Harry Potter". Es war die erste richtige Buchreihe, die ich sammelte. Meine Freundin Julia schenkte mir damals den ersten Band zum Geburtstag, weil sie so begeistert von war und hat mich damit ordentlich angesteckt. Jahre vergingen und schließlich wurde Harry Potter sogar meine erste freiwillige Englischlektüre. (Ich habe Englisch damals echt verachtet - dass ich hingegen sogar Anglistik studierte und mir neben Japanisch keine andere Lieblingssprache vorstellen kann... tja, so kann's gehen)
Ebenso kam ich nicht an den Jugendbüchern vorbei wie "Angel, Geschichte eines Straßenkids" oder viele Romanzenbücher wie "Lisa" und... natürlich der Serienromane zu GZSZ.
Die nächste "Reihe" sozusagen, welche ich erst ab Band 36 für mich verabschiedete... natürlich auch noch alle gesammelt im Regal zu stehen.

Eine Zeit lang habe ich Bücher wiederum mehr gekauft als gelesen. Das muss zu der Zeit gewesen sein, als mich die Schule sowieso schon sehr einnahm und ich noch weniger Lust hatte, in meiner Freizeit zu lesen - sprich alles ab der zehnten Klasse.
Dieses "Problem" habe ich auch heute noch: Wenn ich am Tag viel lesen "muss", dann ist mir danach nicht mehr und es kann sein, dass ich viele Dinge wochenlang liegen lasse. Überdruss sozusagen.
Zur Schulzeit selbst wurden aber natürlich die vorgesetzten Klassiker gelesen: Schiller, Goethe, Schnitzler, Brecht, ... Lustigerweise habe ich die seit Ende letzten Jahres alle wieder ausgegraben und mit erneut zu Gemüte geführt.

Und heute?

Nun, ich habe immer noch die Angewohnheit, alles querbeet zu lesen, habe allerdings auch keine Probleme damit, mir die unterschiedlichen Handlungen zu merken.
Jetziger Lesestand z.B.: Elisabeth, Faust II, Little Women, das verhasste Alter, Eat Pray Love, Die Frau des Zeitreisenden und zwei weitere Sammelbände mit kurzen Prosastücken oder Lyrik.
Wenn ich also irgendwann keine Lesezeichen mehr besitze... weiß ich, wo ich suchen muss.

In all den Jahren hat sich natürlich auch ein bisschen was am Lesegeschmack verändert... als Kind liebte ich Kinderbücher - das ist geblieben, weil ich sie jetzt aus einem anderen Blickwinkel lese.
Ich mochte dann Serienbücher - die ich inzwischen bis auf wenige Ausnahmen einfach nur grottig finde. Kein Anspruch. Klassiker waren mir dank Textanalysen freizeitlich zuwider (ich mochte sie an sich) - heute lese ich sie freiwillig und vermisse die Analysen und den Deutschunterricht, der mir etwas auf die Sprünge helfen würde, manches Werk zu verstehen.
Was die Genre betrifft... Ich kann mich immer noch nicht mit Krimis oder Thriller anfreunden. Damalige "mystery (thriller)" Groschenromane waren ganz nett, aber bis auf "Leichenblässe" und einen Roman von Ann Granger, kam mir nichts ins Regal. Sherlock Holmes einmal abgesehen, dieser Klassiker (Bitte Originalfassung lesen! Der Erzählstil wirkt auf Deutsch ziemlich langweilig) ist eine Ausnahme. Fantasy schlägt bei mir ebenso wenig an. "Harry Potter" ist hier auch wieder eine Ausnahme, weil die Geschichte noch genügend realistische Züge aufweist. Sci-Fi... muss ich noch erproben. Im Grunde hat sich also nichts geändert.
Außer, dass ich langsam anfange, mich für geschichtlich basierte Bücher zu interessieren, und auf Grund meiner Japan-Leidenschaft ich mich ebenso vermehrt mit japanischer Literatur beschäftige.

Dank Ebay, Amazon und Co. ist es heute glücklicherweise auch nicht mehr so schwierig, an bestimmte Werke heranzukommen.
Natürlich unterstütze ich liebend gern meinen kleinen Buchladen, aber manche Dinge gibt es eben nur über den Onlinehandel.

Literatur beflügelt mich, lässt mich abschalten oder auf eine ganz andere angenehme Art nachdenken und grübeln. Es eröffnet mir neue Sichtweisen, gibt mir Zugang zu bisher unbekannten Themen und erweitert meinen Horizont. Oder bereitet mir einfach nur eine angenehme Wärme - wenn es z.B. das Adventskalenderbuch zu Weihnachten betrifft. Ob nun damals als Kind oder heute als Erwachsene.
Ich bin dankbar für das Privileg, dass ich lesen lernen durfte und es beherrsche.
Vor kurzem habe ich mich gefragt, wie es wohl wäre, wenn ich das nicht mehr könnte... das wäre nicht nur seltsam, mir würde sogar ein Teil von mir fehlen.
Lesen ist etwas ganz wunderbares!

Ich hoffe, dass ich dies auch ein wenig mit meinen Blog rüberkommen wird - mit was ich diesen füllen werde... nun, mal schauen.
Dafür ist ja noch bis zum nächsten Eintrag Zeit.