Sonntag, 20. März 2016

Das Wunder der Literatur

Einen wunderschönen guten Tag,

nun sprießt ein weiterer Bücherblog aus dem Boden.
Inzwischen gibt es unzählige dieser und ähnlicher Art.
Trotzdem habe ich mit dem Wunsch hingegeben, mich einzureihen.

Als Kind habe ich es geliebt, wenn mir vorgelesen wurde - noch lieber, wenn meine Eltern die Geschichten so gut kannten, dass sie diese frei vorgetragen konnten.
Ich bewunderte sie, dass sie all diese Buchstaben aneinander reihen und somit lesen konnten.
Noch vor der Schule wollte ich das selbst können.

Nun, mit dem Namenschreiben und dem Alphabet hat das sogar funktioniert.
Auch konnte ich einfache Worte wie "Mama", "Papa" oder meine Adresse aufs Papier bringen, aber natürlich reichte dies nicht aus, um Bücher zu lesen.
Zumal ich dann unbedingt Muttis Bücher ins Auge gefasst hatte - dicke Wälzer, wobei "dick" für mich damals schon alles mit 200 Seiten beschrieb.

Als ich dann in der ersten Klasse kurze Sätze lesen lernte (oder auch privat längere), war es dann soweit und ich schnappte mir eines aus ihrem Regal. Ich weiß heute noch, dass es "Dr. Stefan Frank. Der Arzt, dem die Frauen vertrauen" war. Damalige beliebte Serie auf RTL.
Es brauchte eine Ewigkeit, bis ich zwei Seiten schaffte und ich lag abends auf dem Bauch im Bett und murmelte die Worte vor mich hin.
Denn wenn ich etwas nicht verstand, dann folgendes: Wie konnte man still lesen?
Wenn meine Mutter las, dann redete sie dabei nicht.
Natürlich stellte sich das mit genügend Übung von alleine ein, aber für mich kleines Kind war es damals ein Mysterium.

Nun mehr konnte man mir also auch Bücher schenken - und meine Familie war fleißig dabei.
Es waren natürlich Kinderbücher, doch wenn ich jene mit den heutigen vergleiche... waren sie um ehrlich zu sein weitaus besser.
Das waren Buchreihen wie die "Lesefanten" und später "Leselöwen", die viele bunte Geschichten für Kinder aus dem Alltag oder rein fantastisch erzählten.
Meine zwei Lieblinge: "Meine Schwester Pia" und "Gruß und Kuß dein Julius".
"Hexengeschichten" war mein Liebling der Löwen, vor allem wegen des tollen Einbandes - die Bücher waren damals meist mit Buntstift- oder Tuscheillustrationen gesegnet.
Dann waren da noch die Bücher von Erich Kästner - "Das fliegende Klassenzimmer", "Das doppelte Lottchen" und "Pünktchen und Anton".
Und natürlich weitere Klassiker wie "Pippi Langstrumpf", "Michel" oder "Kinder von Bullerbü" von Astrid Lindgren.
Als ich ein bisschen größer war kam dann "Nesthäkchen" und "Trotzkopf" hinzu, wobei ich letzteren nie gelesen habe, da eine Schriftgröße 8 wirklich grässlich ist...

Aus der Bibliothek wurden ebenso munter Bücher ausgeliehen und allgemein muss ich rückblickend sagen, dass ich eine schöne bücherreiche Kindheit hatte.

Weiter aufgewachsen bin ich mit "Harry Potter". Es war die erste richtige Buchreihe, die ich sammelte. Meine Freundin Julia schenkte mir damals den ersten Band zum Geburtstag, weil sie so begeistert von war und hat mich damit ordentlich angesteckt. Jahre vergingen und schließlich wurde Harry Potter sogar meine erste freiwillige Englischlektüre. (Ich habe Englisch damals echt verachtet - dass ich hingegen sogar Anglistik studierte und mir neben Japanisch keine andere Lieblingssprache vorstellen kann... tja, so kann's gehen)
Ebenso kam ich nicht an den Jugendbüchern vorbei wie "Angel, Geschichte eines Straßenkids" oder viele Romanzenbücher wie "Lisa" und... natürlich der Serienromane zu GZSZ.
Die nächste "Reihe" sozusagen, welche ich erst ab Band 36 für mich verabschiedete... natürlich auch noch alle gesammelt im Regal zu stehen.

Eine Zeit lang habe ich Bücher wiederum mehr gekauft als gelesen. Das muss zu der Zeit gewesen sein, als mich die Schule sowieso schon sehr einnahm und ich noch weniger Lust hatte, in meiner Freizeit zu lesen - sprich alles ab der zehnten Klasse.
Dieses "Problem" habe ich auch heute noch: Wenn ich am Tag viel lesen "muss", dann ist mir danach nicht mehr und es kann sein, dass ich viele Dinge wochenlang liegen lasse. Überdruss sozusagen.
Zur Schulzeit selbst wurden aber natürlich die vorgesetzten Klassiker gelesen: Schiller, Goethe, Schnitzler, Brecht, ... Lustigerweise habe ich die seit Ende letzten Jahres alle wieder ausgegraben und mit erneut zu Gemüte geführt.

Und heute?

Nun, ich habe immer noch die Angewohnheit, alles querbeet zu lesen, habe allerdings auch keine Probleme damit, mir die unterschiedlichen Handlungen zu merken.
Jetziger Lesestand z.B.: Elisabeth, Faust II, Little Women, das verhasste Alter, Eat Pray Love, Die Frau des Zeitreisenden und zwei weitere Sammelbände mit kurzen Prosastücken oder Lyrik.
Wenn ich also irgendwann keine Lesezeichen mehr besitze... weiß ich, wo ich suchen muss.

In all den Jahren hat sich natürlich auch ein bisschen was am Lesegeschmack verändert... als Kind liebte ich Kinderbücher - das ist geblieben, weil ich sie jetzt aus einem anderen Blickwinkel lese.
Ich mochte dann Serienbücher - die ich inzwischen bis auf wenige Ausnahmen einfach nur grottig finde. Kein Anspruch. Klassiker waren mir dank Textanalysen freizeitlich zuwider (ich mochte sie an sich) - heute lese ich sie freiwillig und vermisse die Analysen und den Deutschunterricht, der mir etwas auf die Sprünge helfen würde, manches Werk zu verstehen.
Was die Genre betrifft... Ich kann mich immer noch nicht mit Krimis oder Thriller anfreunden. Damalige "mystery (thriller)" Groschenromane waren ganz nett, aber bis auf "Leichenblässe" und einen Roman von Ann Granger, kam mir nichts ins Regal. Sherlock Holmes einmal abgesehen, dieser Klassiker (Bitte Originalfassung lesen! Der Erzählstil wirkt auf Deutsch ziemlich langweilig) ist eine Ausnahme. Fantasy schlägt bei mir ebenso wenig an. "Harry Potter" ist hier auch wieder eine Ausnahme, weil die Geschichte noch genügend realistische Züge aufweist. Sci-Fi... muss ich noch erproben. Im Grunde hat sich also nichts geändert.
Außer, dass ich langsam anfange, mich für geschichtlich basierte Bücher zu interessieren, und auf Grund meiner Japan-Leidenschaft ich mich ebenso vermehrt mit japanischer Literatur beschäftige.

Dank Ebay, Amazon und Co. ist es heute glücklicherweise auch nicht mehr so schwierig, an bestimmte Werke heranzukommen.
Natürlich unterstütze ich liebend gern meinen kleinen Buchladen, aber manche Dinge gibt es eben nur über den Onlinehandel.

Literatur beflügelt mich, lässt mich abschalten oder auf eine ganz andere angenehme Art nachdenken und grübeln. Es eröffnet mir neue Sichtweisen, gibt mir Zugang zu bisher unbekannten Themen und erweitert meinen Horizont. Oder bereitet mir einfach nur eine angenehme Wärme - wenn es z.B. das Adventskalenderbuch zu Weihnachten betrifft. Ob nun damals als Kind oder heute als Erwachsene.
Ich bin dankbar für das Privileg, dass ich lesen lernen durfte und es beherrsche.
Vor kurzem habe ich mich gefragt, wie es wohl wäre, wenn ich das nicht mehr könnte... das wäre nicht nur seltsam, mir würde sogar ein Teil von mir fehlen.
Lesen ist etwas ganz wunderbares!

Ich hoffe, dass ich dies auch ein wenig mit meinen Blog rüberkommen wird - mit was ich diesen füllen werde... nun, mal schauen.
Dafür ist ja noch bis zum nächsten Eintrag Zeit.

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